Im Oktober 2025 brachen aus der Sektion Kurpfalz der Anästhesist Joachim Gröschel, die Gynäkologin Fiona Werland und der Pädiater Rainer Gutbrod gemeinsam mit der Medizinstudentin Hela Weslati nach Mzuzu in Malawi auf, um einen lange geplanten Workshop für Ultraschall in der Medizin durchzuführen. Gefördert durch die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung sowie die Interplast-Stiftung wurden 26 Health-Worker im Point-of-Care Ultraschall (POCUS) eine Woche lang trainiert. Bei POCUS geht es darum, den Ultraschall zum Patienten zu bringen und ihn unmittelbar für medizinische Fragestellungen einzusetzen.

Die Teilnehmer waren 5 Ärzte, 6 Clinical Officers, 8 Nurses und Midwives sowie 3 Radiologen und 4 Anesthesia Clinical Officers. Uns war wichtig von allen Teilnehmern eine Gebühr von 15€ für die Woche zu verlangen, um nur wirklich interessierte Kollegen teilnehmen zu lassen. Außerdem sollte die Zahlungsbereitschaft im Hinblick auf künftige Workshops getestet werden, die sich irgendwann auch einmal selbst finanzieren sollen. Es war daher positiv, dass wir eine Warteliste hatten und mehrere Bewerber auf nächstes Jahr vertrösten mussten.

Am St. John´s Hospital in Mzuzu wurden uns die Räumlichkeiten für den Workshop zur Verfügung gestellt und unsere Partnerorganisation Wells for Zoe aus Irland sorgte für die Projektionstechnik sowie für Transport und Unterkunft unseres Teams. Außerdem unterstützte uns eine malawische Krankenschwester bei der Organisation des Workshops vor Ort. Über die Hilfsorganisation Lighthouse e.V. aus Deutschland wurde uns ein erfahrener malawischer Kollege empfohlen, der bereits viele Ultraschallkurse in Malawi gegeben hatte. Sein Spezialgebiet ist FASH (Focused Assessment with Sonography for HIV-associated Tuberculosis). Es handelt sich um ein Ultraschall-Protokoll, das speziell für Patienten mit HIV entwickelt wurde, um extra-pulmonale Tuberkulose (EPTB) frühzeitig zu erkennen. Er war eine große Bereicherung für unseren Workshop.

Entsprechend der häufigsten Krankheitsbilder und Fragestellungen in Malawi waren die Themen gewählt. Neben dem praktischen Umgang mit dem Ultraschallgerät waren dies der Ultraschall bei Schwangerschaft, insbesondere zur Bestimmung der Schwangerschaftswoche und Erkennung von Frühwarnzeichen. Der Thorax und Abdominal-Ultraschall zur Erkennung u.a. von Pneumonien bei Kindern und Erwachsenen und von Blutungen im Bauchraum und Anästhesiologischer Ultraschall zur Regionalanästhesie von Arm und Bein. Der praktischen Übung in Kleingruppen wurde die meiste Zeit gewidmet und an Übungspatienten insbesondere Schwangeren mangelte es in keiner Weise. Der Unterricht wurde durch interaktive Quizze vertieft und aufgelockert. Alle Teilnehmer erhielten ein Abschlusszertifikat.

Möglich wird POCUS durch mobile Ultraschallgeräte, die nicht größer als ein elektrischer Rasierapparat sind und die an ein Mobiltelefon oder Tablet-PC angeschlossen werden. Es war uns wichtig, dass die meisten Teilnehmer die Gelegenheit bekamen, die Ultraschalltechnik auch nach dem Kurs weiter einzusetzen. Insgesamt brachte unser Team deshalb 10 Ultraschallgeräte mit, die von den Teilnehmern zu einem subventionierten Preis von 1000€ erworben werden konnten. Darüber hinaus bestand die Möglichkeit den Erwerb über einen Mikrokredit zu finanzieren, wovon 7 Teilnehmer gebrauch machten. Die Geräte bieten die Möglichkeit telemedizinischer Unterstützung auch von Deutschland über das Internet. Dies sollte intensiv eingeübt und zur Unterstützung im Nachgang eingesetzt werden. Leider hinderten uns technische Probleme daran, dieses Ziel zu erreichen. An einer Lösung wird zurzeit noch gearbeitet.

Am letzten Tag des Workshops wurde der Stoff intensiv wiederholt und die Teilnehmer präsentierten Teilgebiete als Dozenten. Neben der Wiederholung ergab sich für uns die Möglichkeit Teilnehmer zu identifizieren, die als künftige Dozenten in Frage kommen könnten.

Die zweite Woche besuchten wir eine Reihe von Teilnehmern an ihren Arbeitsplätzen und halfen ihnen bei der Umsetzung des Gelernten. Am St. John´s Hospital, das 2 Sonden erworben hatte, wurde eine in der Entbindungsstation von der durch uns geschulten Hebamme eingesetzt und die andere Sonde im OP von einem ebenfalls von uns geschulten Clinical Officer für Anästhesie. Am Folgetag besuchten wir die Elamuleni Outreach Clinic. Sie befindet sich eine halbe Stunde von Mzuzu entfernt auf dem Land. Ein- bis zweimal im Monat wird sie von 6 bis 8 Health-Workern besucht. Für über 200 Frauen und rund 200 Kinder werden unter anderem Schwangerschaftsvorsorge, Kinderuntersuchung, Familienplanung und Impfungen angeboten. Hier soll der Ultraschall künftig zur Früherkennung von Schwangerschaftskomplikationen und Lungenentzündungen bei Kindern (häufigste Todesursache) eingesetzt werden. Auch hier waren von uns geschulte Krankenschwestern im Einsatz. Das mobile Internet „Starlink“ kam hier zum Einsatz, da an diesem Ort keinerlei Mobilfunkabdeckung bestand. Künftig wird damit auch telemedizinische Unterstützung für den Ultraschall möglich sein. Die Stromversorgung lief über den Zigarettenanzünder im Ambulanzfahrzeug, die Verbindung lief einwandfrei. In den nächsten Tagen wurden 3 weitere Kliniken unterstützt sowie die Radiologie und Pädiatrieabteilung am Mzuzu Central Krankenhaus besucht. Außerdem statteten wir dem Ekwendeni College of Health Sciences einen Besuch ab, da ein Teilnehmer dort unterrichtet.
Die Zeit wurde ebenfalls genutzt, um Kontakte für den weiteren Aufbau eines „Centers of Excellence for Sonography“ in Mzuzu zu knüpfen. Es boten sich das St. John´s Institute for Health sowie die Malawi University of Science and Technology an, anerkannte Zertifikats- oder Degree-Kurse mit staatlicher Anerkennung zu entwickeln.
Das Feedback das wir über unsere Online-Fragebögen am Ende des Kurses bekamen bestärkte uns in unserem Konzept und wir planen bereits die nächsten Workshops im nächsten Jahr – vielleicht sogar in Ruanda.

